Dienstag, 22. September 2009

Brüllaffe und Co

Der gestrige Abend war ziemlich unspektakulär. Ich hatte mir zwar eine mittlere Schicht gewünscht, hatte aber eine eher lahme, wobei der Umsatz lahm war, ich nicht. Es stellte sich heraus, dass mein Kollegin N. sehr müde war, verzeihlich, denn immerhin war es ihre letzte Schicht und sie steckt mitten im Umzugsstress. Es führte allerdings dazu, dass sie viel hinter dem Tresen stand und sich beklagte, dass es so langweilig sei und nichts zu tun, während ich gar nicht sooo wenig zu tun hatte... Aber nevermind. Sie war immer eine nette Kollegin und ich bitche hier nicht rum über Leute, die es an ihrem letzten Abend mal fünfe gerade sein lassen.

Tisch 11 ging mir allerdings auf die Nerven:
Zwei Typen, um die dreißig, kommen gegen 22.00 rein, setzen sich in den Raucherbereich und bestellen "zwei große, kalte Bier". Das ist natürlich kein Problem, sowas mach ich in dreißig Sekunden fertig. Später am Abend betrete ich den Raucherbereich, Tisch 11 hat das Bier zu 75% geleert, Tisch 13 hat schon komplett geleerte Getränke. Ich wende mich Tisch 13 zu, da brüllt es in meinem Rücken:

"Hey! Können wir noch zwei Bier haben?"

Mann, Jungs. Ich hätte euch schon auch noch gefragt, ob ihr noch etwas trinken wollt. NACHDEM ich mit dem anderen Tisch fertig bin. Normalerweise versucht man erst einmal Blickkontakt mit der Kellnerin aufzunehmen, bevor man brüllt. Ihr habt doch noch nicht mal ausgetrunken!

Als ich dann zum Kassieren herumging
(und Tisch 13 schon abkassiert hatte) und mich an Tisch 11 wandte, hieß es:
"Können wir noch zwei Bier haben?"
Alter, ich hab doch gerade am Nebentisch erklärt, dass ich jetzt abkassiere, weil wir jetzt schließen. Ihr sitzt direkt daneben. Ihr habt das gehört. Und wenn die Kellnerin mitten in der Nacht mit einem Portemonnaie und Rechnungen herumgeht, wissen die meisten Leute, was das heißt. Na gut. Dann erkläre ich es euch halt nochmal.

"Tut mir leid. Das macht dann 11.20."
"Zwölf, bitte. - Ist nicht viel, aber ich bin Student."
Ich bin auch Studentin, du papabezahltmeinautoverwöhnter Brüllaffe.
"Ich hoffe, das ist okay. Na gut, war ein blöder Spruch. Mach dreizehn. Aber ich bin wirklich Student!"
Ja doch! Hab ich irgendwas gesagt? Nein, ich habe mich artig bedankt und muss jetzt so tun, als wäre der Euro extra der Hauptgewinn bei der Aktion Mensch. Siehst du mich strahlen? Ich krieche zu deinen Füssen für fünfzig Cent mehr. Du bist Student. Ich dagegen bin natürlich nur Kellnerin. Idiot.

Bevor Brüllaffe und sein Freund hereinkamen, war Tisch 11 Bestandteil einer anderen Art von Freakshow. Ein komischer Typ saß fünf Minuten mit seiner Begleitung herum, ohne in die Karte zu sehen, ließ mich dann alle Biersorten aufzählen und bestellte dann "ein kristallklares Hefeweizen mit einem Scheibchen Zitrone, wenn das möglich wäre?" Seine Lady war zu blond, trug zuviel Wimperntusche, war unfähig, Blickkontakt aufzunehmen und säuselte, sie "wüsste es noch nicht..."

Später bestellte der Typ zwei Essen. Als ich diese brachte, fragte ich, wer denn welches Essen bekäme. Hmmmm... es stellte sich heraus, dass beide für ihn waren. (???) - Meine Kollegin, die die beiden später kassierte, äußerte die Ansicht, das sei anscheinend ein erstes Date gewesen und das Mädchen sei offensichtlich genausowenig von dem Typ begeistert gewesen wie ich.

Ansonsten hatte ich an bemerkenswerten Gästen nur noch zwei Abiturientinnen, die Cocktails tranken. Das Trinkgeld betrug wider Erwarten 10%. Im Gedächtnis geblieben sind sie mir aber aufgrund der Tatsache, dass sie "zwei Gaipis" bestellten, und ich erst nach und nach kapierte, dass sie auf zwei Caipirinha aus waren.


Q: http://www.waikikibar.de/cms/images/stories/aktuelles/caipi.jpg

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen