Samstag, 30. Januar 2010

Zerrbild

Ein wunderschöner Samstagmorgen. Lange schlafen und langsam aufstehen. Spiegel. Ich fühle mich fett. Habe gestern abend auf der Party Chips gegessen. Am Abend davor auch, da war Filmgucken angesagt. Hmmm. Vielleicht doch mal schnell vierzehn Tage Crashdiät...

RÜCKBLENDE.

Vor Weihnachten hatte ich eine Menge abgenommen. Das passierte halt so. Die Leute begannen, meinen Gewichtsverlust zu kommentieren, was ja nicht
schlecht ist. Ich fühlte mich wohl in meiner Haut - das Problem waren nur die Augenringe. Und die Tatsache, dass ich die Kommentare gar nicht so doof fand. "Alter, hast du abgenommen!", das ist ein Satz, durch den sich fast alle Frauen geschmeichelt fühlen. Ich achtete darauf, nicht wieder zuzunehmen.

Als dann meine Eltern zu Besuch kamen, um mit mir vorweihnachtliche Stadtbummel zu unternehmen, haben sie sich wohl ein bisschen erschrocken. Erst nahm mein Vater mich zur Seite, während meine Mutter an einer Kasse anstand, dann wiederholte sich das Spielchen mit meiner Mutter als Hauptakteurin.

ELTERNTEIL: "Du siehst schrecklich aus. Schrecklich dünn. Du musst aufpassen, dass du nicht wieder zu dünn wirst. Du siehst schon ganz krank aus!"

ICH: "Ich mach das nicht mit Absicht!"

ELTERNTEIL: *skeptischdreinblick*

ICH: "Das ist einfach so passiert durch den Stress. Ich nehm schon wieder zu!"

ELTERNTEIL: "Das musst du auch. Du musst aufpassen, das weißt du!"

Ungesagt, aber wohl vernommen: '...wegen früher'! - Nun ist es mitnichten so, dass ich ein Strich in der Landschaft wäre, da sind durchaus Pölsterchen, die sich aber sehr gut kaschieren lassen. Im Prinzip bin ich schlank, und wenn ich ein bisschen zuviel abnehme, werde ich tatsächlich schnell knochig; leider nicht auf diese zarte, tuberkulös-elfenhafte Art wie Keira Kneightley, sondern mehr so länglich-grobknochig wie Hilary Swank:
































Wer weiß, wie das läuft? Ich weiß es. Ein oder zwei Kommentare. Gefällt. Nicht wieder zunehmen wollen. Lieber auf der sicheren Seite sein. Lieber noch ein bisschen abnehmen. Nur ein halbes Kilo. Oder ein ganzes. Mehr Kommentare. Und so weiter.

Ich hab das Spiel oft genug gespielt. Ich will das aber nicht mehr. Ich will leben und nicht dahinvegetieren. Durch die Ernsthaftigkeit meiner Eltern (ausgerechnet!) ist mir dann bewusst geworden, dass ich mich mal wieder in einem Flirt mit meiner Vergangenheit befinde. Oder vielmehr habe ich festgestellt, dass ich mir selber nicht so GANZ glaube. Da hab ich mir gedacht, schau dir doch lieber mal an, warum du hier in alte Verhaltensmuster zurückfällst und dann hör auf mit dem Quatsch.

Das hab ich dann auch gemacht und seit Weihnachten prima gefuttert...

FAST FORWARD.

Zu dick. Ich bin zu dick, denke ich. In zwei Wochen ist diese Party, bis dahin will ich doch lieber mal drei Kilo verlieren! Schaff ich locker.
Bademantel, Küchentisch. Morgenkaffee. Losungen lesen.

Ich nahm mich deiner an in der Wüste, im dürren Lande. - Hosea 13,5

Das stimmt, Gott. Du hast dich meiner angenommen, als es mir sehr schlecht ging. Du hast mich gerettet. Hmm. Bei meinem letzten schweren Fast-Rückfall hatten wir abgemacht, dass das nicht wieder passiert. Du hast mir gezeigt, dass ich deine Gnade nicht so mit Füßen treten kann. Und dass ICH die Entscheidung treffe, wie ich mit meinem Körper und meinen Problemen umgehe.

Sie werden nicht mehr hungern noch dürsten; es wird auch nicht auf ihnen lasten die Sonne oder irgendeine Hitze; denn das Lamm mitten auf dem Thron wird sie weiden und leiten zu den Quellen des lebendigen Wassers. - Offenbarung 7,16-17

Okay, Gott, ich glaube, du willst nicht, dass ich Diät mache. Du hast ja auch recht. Niemand findet mich abstoßend, weil ich ein Bäuchlein habe oder Reiterhosen. Nur ich. Und das ist ganz schön idiotisch. Bei der ganzen Nummer geht es doch nur um meine Arroganz und Eitelkeit. Niemand wird dadurch glücklich. Dünn ist nicht gleich glücklich. Wenn wir ehrlich sind, war ich umso unglücklicher, je dünner ich war. Ich kann nicht so dämlich sein, immer und immer wieder auf dieselbe Lüge hereinzufallen.

Aber, Gott, alleine schaffe ich das nicht. Ich hab grad Bilder gegoogelt und gedacht, wie leicht es wäre, meine Schlüsselbeine so herausstechen zu lassen. Drei, vier Wochen. Und dann erinnere du mich doch bitte daran, dass du mich so geschaffen hast, wie ich aussehe. Dass du nicht willst, dass meine Schlüsselbeine hervorstehen. Und dass diese Frauen unglücklich sind. Weil sie Hunger haben. Und dass ich keinen Hunger haben muss.

Amen.



Q: http://www.askmen.com/women/galleries/actress, http://www.faz.net/m/%7B3B144363-2C9A-488A-BBD3-12F6686488DA%7DFile1_4.jpg

Donnerstag, 21. Januar 2010

Das Maul gestopft!

Ich war eine Weile weg. Warum? Weil einige Stammgaäste ein so derartig dummdreistes Verhalten an den Tag gelegt haben, dass ich immer noch schäume, wenn ich daran denke und immer noch nicht dazu in der Lage bin, den Abend zu schildern. Deswegen musste ich auch ein bisschen Abstand haben von diesem blog. - So. - Heute wollte ich aber erzählen, wie ich gestern einen Stammgast zur Schnecke gemacht habe. Und das war so:

Kollegin und ich sind sehr beschäftigt. Das Telephon klingelt. Stammgast G, der schon eine Weile am Tresen weilte und jetzt Halbbekannte im Raucherraum entdeckt hat und sich dazugesetzt. Stammgast G ist so eine Art halbtrockener Alkoholiker. Er hat zwanzig Jahre nichts getrunken, hat jetzt aber alle drei Monate eine Woche, in der er jeden Abend sechs bis neun Hefe trinkt. Dann ist er noch anstrengender als nüchtern.

G: "Hier ist G, ich bin im Raucherraum, und hier ist eine Dame, die schon seit geraumer Zeit etwas bestellen möchte!"

ICH: "Na." *lege auf*

Ich kannte die betreffende Dame, sogar privat; ein reizendes, unkompliziertes Mädel, das kein Problem damit hat, im Zweifelsfall zum Tresen zu kommen und sich ihr Astra selbst abzuholen. Ich hatte sie auch reinkommen sehen, sie war aber noch in ein Gespräch vertieft. G hingegen ist ein Arschloch, das sich in der Rolle des Stammgastes gefällt und nicht merkt, dass ihn ALLE Kellner hassen. (Und ein Haufen anderer Stammgäste.) Ich gehe an den Tisch, um die Bestellung aufzunehmen und bei der Gelegenheit G zusammenzuscheißen. Dort angekommen, habe ich Skrupel, weil ich ihn nicht vor allen anderen blamieren will. Also warte ich, bis er wieder zum Tresen kommt.

Am Tresen. Ich bin mit Cocktails beschäftigt.

G: "Alles klar bei dir?"

Ich tue so, als hätte ich ihn nicht gehört. (Mache ich oft. Machen wir doch alle.)

G: "Hey, megaphon! Alles klar bei dir?"

ICH: "Hmmmh. - - Pass mal auf: Du rufst hier nie wieder an, um eine Bestellung aufzugeben! Ist das klar? Wir machen unseren Job so gut, wie wir können, okay? Und du hast diese Nummer jetzt schon ein paarmal gebracht, aber das will ich nie wieder erleben! Okay?"

G: *stammelt* "Ja, ... ich wollte ja nur... man kann ja auch mal was übersehen..."

ICH: "Selbst wenn, ist das nicht dein Problem! Das ist NICHT cool, und es ist NICHT witzig!! Haben wir uns verstanden?!?"

G: "Ja..."

Schwer beleidigt. Eine wahre Leberwurst. Für die nächsten fünf Minuten verströmt er seinen gekränkten Stolz am Tresen, bis er es nicht mehr aushält, sein Geld auf den Tisch knallt und aus dem Laden stürmt.

Mann, hatte ich gute Laune von da an!!!



Q: http://images.google.de/imgres?imgurl=http://images.zeit.de/politik/deutschland/2009-09/telefon-ueberwachung-230909/telefon-ueberwachung-230909-540x304.jpg&imgrefurl=http://www.zeit.de/politik/deutschland/2009-09/telefonueberwachung-anstieg%3Fpage%3Dall&usg=__v60OHFUyfP3Ag6zSMc_ZXdijpts=&h=304&w=540&sz=26&hl=de&start=42&um=1&tbnid=PpXjqvEuCb0krM:&tbnh=74&tbnw=132&prev=/images%3Fq%3Dtelefon%252Bidiot%26ndsp%3D20%26hl%3Dde%26client%3Dfirefox-a%26rls%3Dorg.mozilla:de:official%26sa%3DN%26start%3D40%26um%3D1